Händler boten in den Nachkriegsjahren in Ellingstedt ihre Waren an

 

Eine Dokumentation von Günter Pieper.

 

Die folgende Aufzählung ist eine Kurzfassung.
Daran schließen sich ausführlichere Berichte über einige Händler an.

 

 

Gerhard Wendschauer verkaufte seine Fleisch- u. Wurstwaren auf der Lohdiele bei Peter Sierts. Engeline Jacobs verkaufte Waren des Schlachter Josten in einem Laden in ihrem an der Dorfstraße gelegenen Haus. In der Gaststätte Landsmann, in einem Raum neben dem Saal, hatte Schlachter Gamradt einen Verkaufstand.

 

Textilwaren verkauften die Händlerin Frau Eggers aus Rendsburg sowie der Händler Eggert aus Husum.

 

Als Frischfischanbieter belieferte das Ehepaar Petersen aus Fahrdorf die Ellingstedter Kundschaft.

 

Aus Schleswig kam der Händler Büchler, der in seinem Angebot Metallwaren und Reparaturmaterial für Haushaltsgegenstände hatte. Weitere Ausführungen dazu sind dem von Hans Detlef Naeve geschriebenen Bericht “De Puttenschlicker” zu entnehmen. Dieser ist bei Ellingstedt-damals, im Menü unter „Verschiedenes“, abrufbar.                                                                                                       

Mit Kartoffeln handelte ein Herr Pelz aus Schuby.

 

Kurzwaren und später auch Kaffee und andere kleinteilige Sachen bot Herr Geissler aus Treia seinen Kunden an.

 

Ein Bürstenmacher aus Ostenfeld? und ein anderer aus Dannewerk kommend boten ihre z.T. selbst produzierten Waren an.

 

Auch ein Scherenschleifer bot von Zeit zu Zeit der Kundschaft seine Dienste an.

 

Viele Jahre belieferten Obstanbieter, der eine aus Lohe/ Rickelsdorf und der andere aus dem Alten Land kommend, Kunden in Ellingstedt. (Möglicherweise ist einer der beiden Händler noch heute in Ellingstedt tätig).

 

Für die Baumschule Schlüter in Elmshorn nahm jemand (wie ich mich vage erinnere, kam die Person aus Norby/Owschlag) im Herbst Bestellungen für Saaten, Blumenzwiebeln und Gehölzpflanzen entgegen, die im Frühjahr ausgeliefert wurden.

 

Ein aus Dithmarschen kommender Händler verkaufte seinen Stammkunden, vornehmlich Landwirten, Arbeitsbekleidung unterschiedlichster Art.

 

Schuhreparaturen sammelte über viele Jahre Claudius Mumm aus Treia ein. Als er einen PKW hatte, kam der Verkauf neuer Schuhe dazu. Als sich Claudius Mumm beruflich veränderte, übernahm Schuster Hagge aus Börm den Part.

 

In den 1980iger und ersten 1990iger Jahren bot Frau Michaelsen aus Schwabstedt ihrer Stammkundschaft Frischfisch u. geräucherte Ware an.

 

Nicht vergessen möchte ich den Alteisenaufkäufer "Hans Pott" aus Ellingstedt, später in Dörpstedt wohnhaft.

 

Die Landwirte wurden über viele Jahre von einem Händler aufgesucht, der Schmierfette u. Öle des Herstellers NOVA im Angebot hatte.

 

Jahre später war es Herbert Knutzen aus Silberstedt-Moor, der den Landwirten ein umfangreiches Warensortiment anzubieten hatte.

 

Es waren sicherlich noch weitere Händler in Ellingstedt tätig, die ich jedoch nicht kennengelernt habe.

 

Der “Handel an der Haustür” gestaltete sich mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in der Bundesrepublik für manchen der Händler zunehmend schwieriger. Den Kunden ging es wirtschaftlich gesehen immer besser und sie wurden mobiler. Manch einer kaufte sich ein Auto und fuhr nun selbst zum Einkaufen. Handelsketten, Discounter boten ihre Waren massenweise und somit günstiger an. Der Kataloghandel (Neckermann, Otto, Quelle, Witt-Weiden uam.) wurde rasch beliebt und verzeichnete größere Umsätze.

 

Heute nimmt der Online-Handel per Internet immer mehr zu und macht so manchem Händler, so manchem Ladenbetreiber arg zu schaffen.

 

In den nachfolgenden Berichten stelle ich einige der zuvor genannten Händler ausfürlicher vor. Zumeist sind mir Begebenheiten in Erinnerung geblieben, über die ich berichten werde.

 

Wenn sie auch keine Händler sondern Handwerksmeister waren, möchte ich hier an die Friseure Guse (wohnhaft im Sandweg in Schleswig) und Jöns (wohnhaft in Schuby) erinnern. Über Jöns werde ich später noch ausführlicher berichten.

Händler suchten ihre Kunden in Ellingstedt auf

 

Bei meinen Recherchen zur Erstellung dieses Berichtes erfuhr ich, dass es schon vor dem 2. Weltkrieg Händler gab, die in Ellingstedt einen Kundenstamm hatten. Diese Kunden suchten sie in regelmäßigen Abständen auf. Ihr Warenangebot transportierten sie auf unterschiedliche Art und Weise. Einige kamen aus der näheren Umgebung zu Fuß nach Ellingstedt und trugen die Waren in Koffern, Taschen und/oder Rucksack herbei. Andere bedienten sich des Fahrrades ob fahrend oder schiebend. Dies war von der Bepackung abhängig. Seltener war die Anreise der Händler mit Pferd u. Wagen bzw. Kutsche.

 

Einer der Händler, der die Kundschaft in Ellingstedt schon vor dem 2. Weltkrieg aufgesucht haben soll, ist der aus Fahrdorf kommende Fischhändler Oskar Petersen, besser bekannt unter dem Namen “Oskar Bütt”, gewesen. Er mag nach Kriegsende bedingt durch die schlechte wirtschaftliche Lage einige Jahre pausiert haben, doch er stellte sich danach wieder bei seinen Kunden ein.

 

Auf der Dorfstraße in Abständen anhaltend machte Oskar Bütt mit dem lauten Geläute seiner kleinen Messinghandglocke und seinem werbenden Ausrufen, wie schöne fette Hering, genau so fett wie (Herm. .................) bzw. genau so fett wie gestern, auf seine Anwesenheit im Dorf aufmerksam.

 

Ich erinnere mich noch an sein Transportfahrzeug, ein Dreiradlieferwagen der Marke Tempo oder doch Goliath?, dessen Ladefläche mit diversen Fischkisten bepackt war. Je nach Jahres-und Fangzeit lagerten in den Kisten Heringe, Makrelen, Dorsche, Butt und Aale. Auch geräucherte Fischwaren hatte er zum Verkauf an Bord. Zumeist wurde “Oskar Bütt” dabei von seiner Frau (Stine?) unterstützt.

 

Ich möchte noch einmal auf das Geläute mit der Messingglocke zurückkommen und erinnere mich da an meine Schulzeit, wenn eine Mitschülerin dies im Unterricht hörte und sie dann zunehmend hecktischer wurde. Zunächst mit dem Schnipsen der Finger und wenn unser Lehrer Schwart dies ignorierte, dann durch Zwischenrufe wie Herr Schwart, Herr Schwart, Fischauto bölkt (Fischauto ruft) machte sie ihn darauf aufmerksam, dass an der Straße “Oskar Bütt” Station machte. Die Mitschülerin erhielt nun die Aufforderung, die über dem Klassenraum liegende Lehrerwohnung aufzusuchen und der Frau Schwart von der Anwesenheit des Fischhändlers zu benachrichtigen.

 

Bei den alljährlich kurz vor den Sommerferien stattfindenden Kinderfesten war das Ehepaar Petersen über viele Jahre mit von der Partie. In den Nachmittagstunden waren sie, ob das Fest in der Gaststätte Groth oder der Gaststätte Landsmann stattfand, mit einem Verkaufsstand vertreten. An diesem verkauften sie an uns Kinder Süsswaren wie Bonbon, Lakritz (stangen- und schneckenförmig), Brausepulver und andere Leckereien. Vor der von 18:00 Uhr bis 19:00 Uhr stattfindenden Abendbrotpause kam die Einkaufszeit unserer Eltern. Die jenigen, die in der Nähe des Veranstaltungslokales wohnten und mit ihren Kindern und anderen Familienangehörigen in der Pause nach Hause gingen, kauften für das Abendbrot geräucherte Fischwaren wie Heilbutt, Aale, Bücklinge, Kieler Sprotten, Rollmops uam. ein. Es war an diesem Abend dann in vielen Familien immer ein besonderes Essen. Ich erinnere mich noch gerne daran.

 

Im Mai 2020

Günter Pieper

Weitere Händler waren die Schlachter Gamradt, Wendschauer und Josten

 

Der Schlachter Franz Gamradt war im März 1945 mit seiner Familie aus Schönebek, in Pommern, im Kreis Saatzig gelegen, geflüchtet und in Hollindstedt angekommen. Hier richtete er sich, wie schon in Schönebek, bald wieder eine kleine Schlachterei ein. Anfang der 1950iger Jahre bot er an einem festen Wochentag in einem Raum in der Gaststätte Landsmann seine Waren zum Verkauf an. Sein Bruder Hermann war der Verkäufer.

 

Als wir noch auf Osterende bei den Erichsens wohnten, kaufte meine Mutter oft mit mir bei ihm ein. Während des Einkaufes bekam ich immer ein Würstchen, eine “Knackwurst”, von ihm angeboten. Am 1. 7. 1959 kaufte der Viehhändler Carl Jacobs von der Familie Landsmann die gegenüber der Meierei liegende Gaststätte. Franz Gamradt konnte hier noch einige Jahre den Verkauf seiner Waren weiterführen.

 

 

Schlachter Gerhard Wendschauer aus Schleswig, ansässig in der Flensburger Straße, verkaufte einmal wöchentlich auf der Lohdiele bei Peter Sierts, Dorfstraße, seine Waren. Die Lohdiele war sehr niedrig und dies wirkte auf mich als Kind erdrückend und gespenstisch. Wenn ich meine Mutter dort bei Einkäufen begleitete, hatte ich immer ein wenig Angst.

 

Als 1952 Ursula, die jüngere meiner beiden Schwestern, im Haushalt der Wendschauer eine zeitlang ihren Arbeitsplatz hatte, kaufte meine Mutter nun in Ellingstedt regelmäßiger bei Wendschauer ein, vieleicht war es auch wegen der besonders guten Qualität der “Knackwurst” den Wiener-Würstchen. Sie waren damals ein Aushängeschild der Schlachterei Wendschauer.

 

 

Die in der Langen Strasse, in Schleswig beheimatete Schlachterei Josten hatte nach Auskunft von Erika Schmidt, geb. Jacobs, in den Jahren 1958 u.1959 in ihrem an der Dorfstraße gelegenen Elternhaus einen Verkaufsraum. An feststehen Tagen in der Woche verkaufte Engeline, Erika's Mutter, die Waren der Schlachterei.

 

Es ist möglich, dass es schon vor dem bzw. in den Kriegsjahren Geschäftsbeziehungen zwischen Carl Jacobs bzw. seinem Vater Eduard und dem Schlachter Josten gegeben hat und so der Ladenverkauf in Ellingstedt zustande gekommen ist.

 

Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass ich bei der Erstellung des Berichtes: Die Soldatenzeit und Zeit der Gefangenschaft von Walter Schulz --- siehe Seite 6 Abs. Zwangsarbeit oder Flucht--- von diesem erfahren habe, dass der Name Eduard Jacobs  aus Ellingstedt, als Betreiber einer Versandschlachterei, bei W. Schulz, seiner in Berlin wohnenden Verwandtschaft, Bekanntheit besaß.

 

Im Mai 2020

Günter Pieper

 Textilwaren boten Frau Eggers und Wolfgang Eggert an

 

Frau Eggers kam Ende der 1950iger Jahre aus Rendsburg oder dem nahen Umland nach Ellingstedt um sich einen Kundenstamm aufzubauen. Bei ihrer Kundschaft erhielt sie schon bald den Beinamen “Rendsburger Tante”. Mit ihrem VW-Käfer transportierte sie ihr in Koffern verpacktes Warenangebot. Wenn ich mich da noch richtig erinnere, bot sie vornehmlich Damenbekleidung an.

 

Nach ihrer Ankunft an der Haustür warb die Frau Eggers stets mit dem mir unvergessen gebliebenen Ausspruch “ Ick heef hüüt werrer gude un schöne Woor för se mitbröcht” (Ich habe heute wieder gute und schöne Ware für euch mitgebracht). Nach dem ersten Türgespräch holte sie bei Bedarf ihre Koffer ins Haus und stellte ihre Textilwaren zum Verkauf vor.

 

Das Warenangebot der Frau Eggers wurde zusehends umfangreicher und sie kam mit einem älteren Mecedesmodell vorgefahren. Eines Tages passierte es, dass sie nach der Erledigung ihrer Verkaufstätigkeit ihren PKW nicht mehr starten konnte. Die Batterie, der Anlasser oder der Regler war wohl Ursache des Problems. Meine Mutter, meine Schwester und ich leisteten durch Anschieben Starthilfe.

 

 

Konkurrent der Frau Eggers war der aus Husum kommende Wolfgang Eggert. Er war aus Küstrin, heute polnisch: Kostrzyn nad Odra geflohen (Küstrin liegt im Einmündungsbereich der Warthe in die Oder), wo er schon im Textilhandel tätig war. Von Husum aus war das Fahrrad bepackt und behangen mit Koffer, Taschen und Rucksack sein Transportmittel für Textilien. Es zumeist schiebend, so suchte Wolfgang Eggert seine Kundschaft in der Umgebung auf.

 

Um sich mit neuer Ware einzudecken fuhr er mit dem Zug von Husum nach Hamburg. In den ersten Nachkriegsjahren war dies oft ein schwieriges Unterfangen, weil der Zug oft nicht fahrplanmässig verkehrte.

 

Später fuhr Wolfgang Eggert zur Kundschaft mit dem Fahrrad über die Dörfer bis nach St. Peter Ording. „Hatte mein Vater auf der Tour mal ein gutes Geschäft gemacht, dann trat er die Rückreise nach Husum samt Fahrrad und Restware mit dem Zug an”, so berichtete mir sein Sohn Peter in meinem Vorgespräch zu diesem Bericht im Winter 2019. Auch auf Wochenmärkten war Wolfgang Eggert mit einem Verkaufsstand vertreten.

 

Wolfgang Eggert’s erste Verkaufstour in Ellingstedt fand wohl Ende der 1950iger Jahre statt und womit er seine Textilwaren anfänglich nach Ellingstedt transportierte, vermag ich heute nicht mehr zu sagen. Da wir jedoch schon auf Hohendiek wohnten, muß dies nach 1957 gewesen sein. Meine Mutter und meine Schwester Lotte knüpften bedingt durch die beiderseitigen Fluchterlebnisse schnell Kontakt zu Wolfgang Eggert.

 

Im Gegensatz zu dem Warenangebot der Frau Eggers war das von Wolfgang Eggert auch auf Bekleidungsartikel für den Mann ausgerichtet. Sehr rasch erweiterte er sein Sortiment und er reiste mit einem größeren Verkaufsfahrzeug an. Hatte er einmal gewünschte Artikel nicht an Bord, versprach er seiner Kundschaft schnellstmögliche Lieferung. Dies geschah zumeist sehr zeitnah, wovon sie beeindruckt war.

 

Hier ist es angebracht über die Kundschaft der vorbei kommenden Händler etwas zu sagen. In der Mehrzahl waren Frauen die Kunden, denn in der beginnenden, bzw. in der ”Phase der wirtschaftlichen Hochkonjunktur” waren die Männer zur Arbeit, mußten sie das Einkommen für die Familie verdienen.

 

In den Schulferien begleitete schon früh Peter Eggert seinen Vater auf den Verkaufstouren. Er lernte dabei die Kundschaft, ihre Wünsche und ihr Kaufverhalten kennen. „Dies war später ein großer Vorteil für mich,” sagte mir Peter Eggert in unserem Vorgespräch.

 

Bezüglich der Warenbevorratung stieß Wolfgang Eggert in Husum an Kapazitätsgrenzen und es gelang ihm in Schwesing ein größeres Gebäude zu finden. Entsprechend seiner Anforderungen baute er es um. Neben einem großen Lagerraum sowie Ladenräumlichkeiten gab es nun auch noch Erweiterungsmöglichkeiten.

 

Dieses Foto entstand vor dem ehemaligen Husumer Geschäftssitz

und zeigt Wolfgang Eggert und seinen Sohn Peter (links).

 

Seine Überlandkundschaft suchte Wolfgang Eggert mit einem größeren Lieferfahrzeug auf. Dies gab ihm die Möglichkeit, das Warenangebot durch Aufnahme weiterer Artikel auszuweiten. Unter anderem gehörten auch maßgefertigte Gardinen zu seinem Angebot. Was sonst noch alles in dem blauen Mecedes-Lieferfahrzeug Platz hatte, weiß ich heute nicht mehr zu beschreiben.

 

Wolfgang Eggert kam in die Jahre und seine Verkaufsfahrten wurden seltener. Sein Sohn Peter stieg in das Geschäft mit ein und bediente den vom Vater aufgebauten Kundenstamm weiter. Dieser wurde jedoch mobiler und fuhr jetzt mit dem eigenen PKW zum Einkaufen, ob in Schleswig, Husum oder in Flensburg.

 

Peter Eggert ist inzwischen selbst Rentner. Doch so ganz hat er sich noch nicht zurückgezogen. Und so sieht man ihn gelegentlich mit seinem gelben Verkaufsfahrzeug bei seiner Restkundschaft in Ellingstedt.

 

Die durch das Coronavirus bedingten Einschränkungen haben ihn jedoch nun über Wochen davon zurückgehalten.

 

Ende Mai 2020

Günter Pieper

Dieses Foto entstand um 1950 herum und zeigt Wolfgang Eggert mit seinem Verkaufsstand - umringt von Kunden - auf einem Wochenmarkt, wahrscheinlich in Flensburg.

Claudius  Mumm  und seine  Ellingstedter Kunden

 

Claudius Mumm aus Treia, besser bekannt unter dem Namen Schuster Mumm aus Treia, fuhr anfänglich mit dem Fahrrad von Treia bis nach Tielen, um Schuhreparaturen einzusammeln bzw. abzuliefern. In einem Gespräch, das ich noch im vorigen Jahr mit Claudius führen konnte, erzählte er mir von diesen oft schwierigen, ja mühseligen Touren, wenn er bei gutem Wetter aus Treia losgefahren und es stürmisch und regnerisch auf der Rücktour war.

 

“Später bekam ich einen VW-Käfer und konnte nun im Trockenen fahren” sagte mir Claudius mit einigem Stolz. Viel wichtiger war es jedoch, dass er nun viel Platz zum Mitführen und zum Verkauf neuer Schuhe hatte. Entsprachen seine mitgeführten Modelle den Kunden nicht in der Größe, der Farbe, dem Geschmack, dann war Claudius flexibel und konnte dem Kunden das gewünschte Modell schon am nächsten Tag anliefern.

 

Die Zeit der “Türgeschäfte” wurde Ende der1960iger, Anfang der 1970iger Jahre auch für Schuster Mumm schwieriger, da, wie ich schon in meinen vorherigen Berichten erwähnt habe, die Kundschaft mobiler wurde, sie sich ein Auto leistete und in dem größeren Nachbarort, in der nahegelegenen Stadt zum Einkaufen fuhr.

 

Claudius wechselte beruflich als Zivilarbeiter zur Bundeswehr und suchte die verbliebene Restkundschaft fortan in seiner Freizeit auf.

 

Im Juni 2020

Günter Pieper

 

Wie ich schon bei der Aufzählung der vielen in Ellingstedt tätigen Händler erwähnt habe, möchte ich auch auf die Friseurmeister Guse und Jöns eingehen.

 

Gerd Guse kam in regelmäßigen Abständen und festen Tagen mit dem Fahrrad nach Ellingstedt. Bei der Familie Tams auf Westerende hatte er in dem nordseitig stehenden Haus Räumlichkeiten zum Haareschneiden.

 

Im Falle von Hermann Jöns war es so, dass er immer Sonntagvormittags mit seinem Leichtmotorrad der Marke NSU, DKW oder Zündapp nach Ellingstedt kam. In der Schenkstube der Gastwirdschaft “Zur Eiche”, der Gastwirdschaft der Familie Landsmann schnitt er die Haare seiner zumeist männlichen Kunden, während 10 bis 15 Männer um ihn herum Karten, ob Doppelkopf oder Skat, spielten.

 

Von seinem etwas erhöht gelegenen Arbeitsplatz, der sich gegenüber dem Eingang zum Schankraum befand, hatte er eine gute Übersicht über die Kartenspieler. Da auch Hermann Jöns leidenschaftlicher Kartenspieler war, passierte es immer wieder einmal, dass er sich in das Spielgeschehen an den nahe seines Arbeitsplatzes stehenden Tischen mit einmischte. Heftige Wortwechsel seitens der betroffenen Spieler blieben dabei nicht aus.

 

Als Junge im Alter von ca. 10 - 12 Jahren ging ich gerne zum Haareschneiden in die Gastwirtschaft. Neuigkeiten, die sich die Erwachsenen so “ungefiltert” erzählten, waren ja oft ganz schön interessant.

 

Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass die Schenkstube vom Zigaretten- und Zigarrenrauch verqualmt war und der Dunst von Korn und Bier sich darunter mischte. Überhaupt: Haareschneiden in der Gastwirtschaft, heute unvorstellbar!!!

 

Anfang Juli 2020

Günter Pieper

Händler boten in den Nachkriegsjahren ihre Waren an

Der Bericht von Günter Pieper als Download.

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