Flurbereinigung in Schleswig- Holstein, insbesondere in der Gemeinde Ellingstedt

 

Ein tragender Wirtschaftszweig in Schleswig-Holstein war und ist die Land-wirtschaft. Sie hat im Laufe der Jahrhunderte einen großen Wandel erfahren z.B. als um 1770 eine Verordnung für das Herzogtum Schleswig ausging und eine umfangreiche Verkoppelung durchgeführt wurde. Sie trug wesentlich zur Steigerung der Erträge bei und veränderte nicht nur die Besitzverhältnisse grundlegend, sondern auch das Aussehen des Landes, denn zu der Zeit wurden auch die prägenden Knicke (freiwachsende Wallhecken) im großen Stil angelegt.

 

Vor dieser Zeit nutzten die Bauern meist gemeinschaftlich die gegeneinander kaum oder nicht abgegrenzten Äcker und Wiesen sowie Weiden. Ein Großteil der Flächen bestand allerdings aus Heidefläche mit Gebüsch, flachen Weihern und Sümpfen.

 

Nach der Verkoppelung wurde der Grundbesitz neu aufgeteilt und jeder war für seine Flurstücke selbst verantwortlich. Zur Abgrenzung und Sicherstellung das das Vieh nicht auf anderem Grund weiden würde, wurden Gräben ausgehoben und mit Dornenbusch bepflanzte Wälle (Knicks) angelegt. Drahtzäune gab es zu der Zeit noch nicht.

 

1953 entstand in Schleswig- Holstein das „Programm Nord“. Sein Ziel war es, das wirtschaftliche Süd-Nord-Gefälle innerhalb des neuen Bundeslandes nach dem 2. Weltkrieg aufzuheben. Die Betriebe waren für eine moderne Landwirtschaft zu klein, Weiden und Äcker einer Familie verteilten sich oft weit über die Feldmark und waren nur unzureichend durch ein weitmaschiges Netz unbefestigter Straßen verbunden. Die Hofstellen waren eingeengt in den Dörfern eingebunden. Das Ergebnis war die Flurbereinigung, hier sollte eine Vielzahl von Maßnahmen zeitlich, räumlich, sachlich und finanziell aufeinander abgestimmt werden. Die Finanzierung ergab sich zum größten Teil aus öffentlichen Mitteln von Bund und Land, die finanzielle Abwicklung hatte dabei die Landesbank Schleswig- Holstein. Die Organisation oblag den Kulturämtern (Amt für Land- und Wasserwirtschaft).

 

Die Flurbereinigungen in den 1950er Jahren erleichterten die Aussiedelung von landwirtschaftlichen Betrieben. Es konnten einzelne Landflächen getauscht und neu zusammengelegt werden und der allgemeine Ausbau des Straßen- und Wegenetzes wurde verbessert. Es gab Tiefenlockerungen der Böden und auf den Feldern wurden Dränagearbeiten zur Entwässerung durchgeführt sowie ein optimales Grabennetz einschließlich ihrer Vorfluter wurde eingerichtet. Ebenso ergab sich die Möglichkeit für die einzelnen Gemeinden in diesem Zuge Baugebiete und andere öffentliche Anlagen auszuweisen.

 

In den Jahren von 1954 bis 1979 hat es in der Gemeinde Ellingstedt verschiedene Flurbereinigungsmaßnahmen aus verschiedenen Gründen gegeben:

 

Der erste Grund war eine schwere Feuersbrunst:

 Am 23. Februar 1954 um ca.17.00 Uhr brach im Ellingstedter Ortsteil Morgenstern ein Großfeuer aus. In kurzer Zeit brannten die Gehöfte von Jürgen Engel, Willi Kühl und Hinrich Kühl ab. Leider war kein Löschwasser vorhanden, sodass die Feuerwehr sich nur auf die Bergung von Vieh und Inventar beschränken konnte. Der Wiederaufbau der Gebäude an alter Stelle war unmöglich, da die abgebrannten Gebäudeteile auf den Grundstücken sehr verschachtelt aufgebaut waren und es später eine erneute Brandkatastrophe hätten geben können.

 

Durch Fahrten nach Nordfriesland hatte der damalige Landwirt, Brandmeister und Bürgermeister Heinrich Bauer die Vorteile der Flurbereinigung erkannt und machte den Brandgeschädigten den Vorschlag, das Kulturamt in Heide anzuschreiben und um Hilfe zu bitten. Das Kulturamt schlug den Betroffenen ein außerbehördliches Verfahren vor, wo auf freier Basis die Neuordnung der Flächen und die Errichtung neuer Gebäude ohne Wegebau und wasserwirtschaftliche Maßnahmen vorgenommen wurde. Die Entscheidung fiel den Brandgeschädigten nicht schwer, zumal ihnen die Entschädigung der Brandversicherung zur Verfügung stand. Schon im Hoch-sommer 1954 konnte ein gemeinsames Richtfest gefeiert werden.

 

Nach der Teilbereinigung im Ortsteil Morgenstern wurden Stimmen laut, dieses Verfahren auf die ganze Gemeinde auszudehnen. Auf der Kommunalwahl 1955 wurde Heinrich Bauer zum Bürgermeister und zum Amtsvorsteher des Amtes Hollingstedt gewählt. Der neugewählte Bürgermeister und Orts-Vertrauensmann des Bauernverbandes wurde im Frühjahr 1956 beauftragt, an das Kulturamt einen Antrag auf Erweiterung des Verfahrens zu stellen.

 

Bei einem Aufklärungs-Termin am 01.01.1956, in dem alles Für und Wider erörtert wurde, wurde jedem Beteiligten klar gemacht, dass bei einem behördlichen Verfahren alle Grundstücke nach Werteinheiten berechnet würden und in einen Topf gingen. Aus diesem Topf hatte jeder einen Anspruch je nach Größe seiner Einlage und nach Abzug eines Anspruchs von 0,75 % für den Wege- und Gewässerplan. Über der Hälfte der Beteiligten war für die Flurbereinigung und man stimmte zu über das Kulturamt einen Antrag zur Genehmigung an das Ministerium nach Kiel einzureichen.

 

Nun entstanden die ersten Schwierigkeiten. Kiel schob die Genehmigung im Hinblick auf die Überschwemmungen im Treenegebiet zurück. Viele Anträge mit verschiedenen Formulierungen seitens des Kulturamtes und der Gemeinde gingen nach Kiel bis endlich im Sommer 1957 das Flur-bereinigungsverfahren für die Gemeinde Ellingstedt eingeleitet werden konnte.

 

Auf dieser Versammlung 1956 wurde folgender Vorstand gewählt:

1.Vorsitzenden der Bürgermeister Heinrich Bauer und als Rechnungsführer Claus Sievers von der Spar- und Darlehnskasse, weiter Ernst Frahm, Jürgen Rehmke, Christian Seemann, Christian Niemann, Claus Gottburg, Peter Tams, Otto Maack und Hans Bock.

 

 

Die einzelnen Daten des Flurbereinigungsverfahrens waren:

 

Aufklärungstermin                                                      

Einleitungsbeschluss                                             

 

Planwunschtermin                                                      

Anordnung der vorl. Besitzeinweisung                        

Vorlage des Flurbereinigungsplanes                            

Ausführungsanordnung                                               

Nachtrag                                                                 

 

Nachtrag II        

 

Endabrechnung                                                        

01.07.1956

 

01.04.1957

 

21.10.1957

 

01.09.1961

 

27.09.1966

 

01.10.1966

 

24.10.1966

 

16.02.1971

 

nach  1979


 

Vom Kulturamt in Heide waren maßgeblich der Oberregierungsvermessungsrat Herr Ortmann und der Regierungsvermessungsrat Herr Köhnke mit dem Verfahren in Ellingstedt beschäftigt. Aus dem Vorstand schied Christian Seemann wegen Unstimmigkeiten mit dem Kulturamt aus.

 

Die ausgeführten Arbeiten aus der Zeit sind:

 

- 19,8 Kilometer Schwarzdeckenwege und 11,5 Kilometer Grand und Kieswege.

 

- Den Hauptteil der Straßenbauarbeiten wurde von der Firma Conrad Eggers, Friedrichstadt    ausgeführt. Später waren ihre Angebote zu hoch, so dass andere Firmen wie: Michel K.G. Neumünster, Emil Plähn K.G. Heide, Matzen und Co. Schleswig und Kurt Clausen Friedrichsau die Arbeiten ausführten.

 

- Die wasserwirtschaftlichen Maßnahmen wurden von den Firmen:

 

Cornelius aus Norderhastedt, Karl Gräper aus Husum und Johannes Köster aus Flensburg ausgeführt. Es wurden 4,9 Kilometer offenen und 20,5 Kilo-meter verrohrt Vorflutern ausgebaut.

 

- Von verschiedenen Firmen wurden 461 ha Land drainiert und auf 130 ha wurde der Ortstein im Grund aufgebrochen und 38,8 Kilometer Windschutz angelegt.

 

- Außerdem wurden dem Wasser und Bodenverband Obere-Rheider-Au 130.000,- DM und dem Wasser- und Bodenverband Schuby von der Teilnehmergemeinschaft Ellingstedt für die Arbeiten in unserem Gebiet 60.000,- DM zur Verfügung gestellt .

 

 

Für den Vorstand war es eine sehr schwierige Aufgabe, die viel Zeit und eine große Verantwortung innehatte.

 

Eike Dockweiler

 

Quellennachweis:

 

-        Buch: 25 Jahre Flurbereinigung Schleswig- Holstein, Herausgeber: Minister für Ernährung,         Landwirtschaft und Forsten des Landes Schleswig- Holstein, Herausgegeben 1980

 

-        http://www.geschichte-s-h.de

 

-        http://de.wikipedia.org/wiki/Flurbereinigung

 

-        http://ellingstedt-damals.jimdo.com/geschichte/aufzeichnungen/

 

-        Erinnerungen vom ehem. Bürgermeister Heinrich Bauer

 

-        http://ellingstedt-damals.jimdo.com/landwirtschaft/flurbereinigung/

 

             Schülerarbeit von Ute Greve 1980/81