Schneekatastrophe in Ellingstedt

Während der Schneekatastrophe 1978/79 hatte jeder, der sie miterlebt hat, seine eigenen Erlebnisse. Davon wird in den folgenden Berichten erzählt. Günter Pieper hat viele Dorfbewohner interviewt und ihre Geschichten schriftlich festgehalten. Und manche haben ihre Erinnenrungen persönlich aufgezeichnet.

Aus dem Bericht von Günter Pieper:

Seit der Schneekatastrophe sind nunmehr 40 Jahre vergangen. Für den Personenkreis, der die Schneekatastrophe miterlebt hat, waren es während der Extremwetterlage oft kräftezehrende Tage, an die sich wohl noch jeder erinnert. Es waren zwei Zeiträume, in denen das öffentliche Leben für Tage zum Erliegen kam.

 

Viele Telefone fielen aus und die Versorgungslage wurde zunehmend kritischer. Betroffen war auch der Postverkehr, die ärztliche sowie die medikamentöse Versorgung, um nur einige Beispiele zu nennen. Erhebliche Schwierigkeiten bekamen die Landwirte, deren Lagerkapazitäten für die Milch bald erschöpft waren und provisorische mussten geschaffen, bzw. angefertigt werden. Als auch noch an einem Sonntagabend für einige Stunden der Strom ausfiel, zum Glück bei uns nur für einige Stunden, konnten die Kühe erst wesentlich später gemolken werden. Vorhandene Stallentmistungsanlagen fielen aus und Handarbeit war angesagt. So mancher Landwirt wurde mit seiner Stallarbeit erst weit nach Mitternacht fertig.

 

Als der Schneefall fast pünktlich zum Jahreswechsel aufgehört hatte und es fortan bitterkalt wurde, lagen Hofplätze, Straßen und Wege hochverschneit da. Die Räumung mit der Schneeschaufel war kräftezehrend und erforderte viel Zeit. In großer Gemeinschaftsarbeit  gelang es am 1. Januar einen schmalen Steig zu schaufeln, der abends einen Gang von Busholm bis Langacker ermöglichte. Doch bis Straßen und Wege wieder für größere Fahrzeuge passierbar waren, dauerte es noch einige Tage. Bis dahin wurden in Ellingstedt drei Hubschrauberflüge für die Behandlung Kranker im Schleswiger Krankenhaus nötig.  Versorgungsflüge für in Außenbereichen wohnende Mitbürger, ob mit Lebensmittel für sie oder mit Viehfutter für ihre Tiere, fanden statt.

 

Ab dem 3. Januar fand zunächst die Räumung einiger Kreisstraßen mit Radladern statt, die ein Trupp Ellingstedter Männer unter großen körperlichem, aber auch organisatorischem Einsatz möglich machte. Auch Bundeswehrpanzer waren im Einsatz.

 

Viele Begebenheiten, die sich während der beiden Katastrophenabschnitte ereignet haben, hat der ehemalige Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr, Erwin Luth, in einem Bericht mit dem Titel „Schneekatastrophe in Ellingstedt“ niedergeschrieben, der im Download bei Ellingstedt-damals aufrufbar ist. An dieser Stelle soll der unermüdliche Einsatz einiger Feuerwehrkameraden nicht unerwähnt bleiben, die mit ihrem allradangetriebenen Unimogfahrzeug Hilfseinsätze gefahren haben. Zumeist schleppten sie in Schneewehen steckgebliebene Fahrzeuge frei. Doch irgendwann stieß auch ihr eigenes Fahrzeug an seine Leistungsgrenzen.

Autor Günter Pieper

 

Download
Bericht Pieper, Günter.pdf
Adobe Acrobat Dokument 727.3 KB

Passage aus den Erinnerungen von Eike Dockweiler

Wegen des starken Sturmes und den vielen Schneefällen dauerte es nicht lange und wir waren dort draußen in der Beek von der Umwelt abgeschnitten. Noch niemals hatte ich so viel Schnee und Eis gesehen. An unserem Kuhstall gab es Eiszapfen, die von der Dachrinne bis zum Boden gingen und Schnee, so viel Schnee wie noch nie in meinem Leben! Zum Glück hatten wir Strom und meine Mutter eine Vorratskammer, die voll mit Lebensmitteln war.

Autorin  Eike Dockweiler

 

Download
Bericht Dockweiler, Eike.pdf
Adobe Acrobat Dokument 178.9 KB

Passage aus den Erinnerungen von Heinz Hermann Hansen

Ab Kurburg wurde die Heimfahrt jedoch zunehmend schwieriger. An den verhältnismäßig kleinen Scheibenwischern des Unimogs fror der Schnee fest und für Heinz Hermann als Fahrer wurde die Orientierung immer problematischer. Da das Fahrzeug auf der Beifahrerseite ein sogenanntes Mannloch, eine Lukenöffnung im Dach hatte, stellte sich Herbert auf den Beifahrersitz und aus der Luke sehend gab er per Handbewegung an, ob sich Heinz Hermann mehr links oder rechts auf der Straße zu halten hatte. In der Fahrzeugkabine herrschte bald eine Eiseskälte und der Schnee wirbelte durch die Lukenöffnung hinein. Auf Höhe der Klärteiche war Endstation. Das Fahrzeug stieß hier an seine Leistungsgrenze. Herbert war inzwischen fast zu Eis erstarrt. Alle Versuche, das Fahrzeug doch wieder fahrbereit zu bekommen, schlugen fehl. Für den Fall, dass wider Erwarten ein Räumfahrzeug kommen würde, wurde es mit einem in den Schnee gesteckten Besen markiert.

Autor: Günter Pieper

Download
Bericht Hansen, Heinz Hermann..pdf
Adobe Acrobat Dokument 211.2 KB

Passage aus den Erinnerungen von Johannes Herrnsdorf

Hanne war Mitarbeiter beim Wasserverband Treene. Am Morgen des 30. Dezember, eingedeckt mit ein wenig Verpflegung, robbte er zu Fuß zum Wasserwerk. In einem nahe dem Kontrollraum gelegenen Büroraum, in dem sich ein Nachtspeicherofen befand, richtete er sein
Notquartier ein....

Schwierig gestaltete sich für Hanne, einen Weg nach draußen zu bahnen. Da viele Außentüren des Werkes nach außen zu öffnen und sie auch noch hoch schneeverweht waren, kam er durch diese nicht raus. Und ging eine Tür nach innen auf, „dann hätte ich eine „Tunnelbaustelle“ errichten müssen. Letztlich gelang es mir“, so Hanne, „einen Bretterverschlag, der die Baustelle vom Werksinneren trennte, mit Hammer und Kuhfuß zu öffnen“.

Autor Günter Pieper

Download
Bericht Herrndorf, Johannes.pdf
Adobe Acrobat Dokument 178.3 KB

Passage aus den Erinnerungen von Christian Ivers

Der Einsatz forderte von allen Beteiligten große körperliche Anstrengungen. Einer von ihnen drohte zu kollabieren und benötigte dringend  ärztliche Hilfe. Da im Bereich Langacker an diesem Tag noch
keine Telefongespräche möglich waren, erinnerte sich Christian daran, dass es dem Sohn des Schneevogtes, Werner Freund, gelang, über CB-Funk die Hilfe anzufordern.

Autor Günter Pieper

Download
Bericht Ivers, Christian.pdf
Adobe Acrobat Dokument 217.5 KB

Passage aus den Erinnerungen von Johannes Jochimsen

Als die Radladerkolonne vor die Haustür trat, um die Arbeit wieder aufzunehmen, tätigte, für Hanni unvergessen, Erwin Luth folgenden Ausspruch: “Ach, das ist ja wie in den kalten Winternächten im 2. Weltkrieg irgendwo an der Front in Russland!

Autor Günter Pieper

Download
Bericht Jochimsen, Hildegard und Johanne
Adobe Acrobat Dokument 240.2 KB

Passage aus den Erinnerungen von Hella und Frank Lienig

Die Familie Lienig war erst kurz vor Weihnachten nach Ellingstedt in ihr neues Heim auf Langacker gezogen. Außer ihren Nachbarn kannten sie noch so gut wie keine anderen Ellingstedter. Dies sollte sich zumindest für Frank schon bald ändern. Am 01. Januar 1979 beteiligte sich Frank am Schaufeln eines Steiges in Richtung Stoppstraße. Dort angekommen erkannten die Schaufelnden sehr bald, dass es ihnen in Richtung Dorfmitte nicht gelingen würde. Die Schneewehen lagen hier einfach zu hoch und zogen sich bis zu den
Gehöften von Werner Freund und Otto Engel.

Autor Günter Pieper

Download
Bericht Lienig, Hella und Frank.pdf
Adobe Acrobat Dokument 154.8 KB

Passage aus den Erinnerungen von Matthias Mauderer

Er war an diesem Tag als Feuerwehrmann (stellvertretender Wehrführer der Treianer Feuerwehr) Beteiligter eines Notfalleinsatzes, bei dem ein verunfallter Treianer Bürger in das Schleswiger Krankenhaus transportiert werden musste. Auf der Rückfahrt von Schleswig nach Treia wurde in Silberstedt eine Rast eingelegt, um in der Gaststätte Hansen einen Kaffee zu trinken.

Autor Günter Pieper

Download
Bericht Mauderer, Matthias.pdf
Adobe Acrobat Dokument 149.0 KB

Passage aus den Erinnerungen von Manfred Mertinat

Freitag, den 29. Dezember 1978
Wie für ihn üblich begab sich Manfred an diesem Morgen zwischen 04:30 und 05:00 Uhr mit seinem Pkw auf den Weg zum Butterwerk, um „sein“ Gespann hier für den anschließenden Einsatz in Ellingstedt abzuholen. Die Fahrt nach Schleswig war schon ein wenig problematisch, dennoch ahnte Manfred ja noch nichts von dem, was ihm auf der Fahrt nach Ellingstedt passieren sollte. Schon auf der Höhe des Gehöftes der auf Schuby-Friedrichsfeld wohnenden Familie Otte gab es für sein Fahrzeug erste, aber noch überwindbare Schwierigkeiten. Da die von Hansen bis Graumann führende Straße in Windrichtung lag und fast freigeweht war, entschied sich Manfred hier für die übliche Strecke nach Ellingstedt. Alles verlief bis zur Doppelkurve kurz vor Claus Frahm gut. Aber dann war Schluss mit „lustig“. Der ostseitig gelegene Knick hatte hier zur Bildung von unüberwindbaren Schneewehen beigetragen. Alle Versuche  irgendwie
durchzukommen scheiterten. Manfred ließ den Motor des Fahrzeuges auf Standgas laufen und hoffte auf einen schon bald sich nähernden Schneepflug.

Autor Günter Pieper

Download
Bericht Mertinat, Manfred.pdf
Adobe Acrobat Dokument 249.2 KB

Passage aus den Erinnerungen von Elke Naeve

Das Fahrverbot wurde von den Landräten und Oberbürgermeistern erlassen. Es beruht auf einer polizeilichen Generalklausel, die besonders von LKW-Fahrern kritisiert wurde. Am Samstag fuhren dann die ersten Konvois auf den Autobahnen und Bundesstraßen, die aber auch oft durch ungebührliches Überholen seitens der LKW-Fahrer gestört wurden. Heute nach Aufhebung fast aller Fahrverbote, hatte man ein Verkehrschaos erwartet, das jedoch ausblieb. Die Menschen verhielten sich sehr diszipliniert, indem private Autofahrten vermieden wurden und man öffentliche Verkehrsmittel benutzte oder Fahr-gemeinschaften bildete.

Autorin Elke Naeve

Download
Bericht Naeve, Elke.pdf
Adobe Acrobat Dokument 162.7 KB

Passage aus den Erinnerungen von Hans-Wilhelm Nielsen

Schließlich erreichten wir am späten Nachmittag bei beginnender Dunkelheit den Hof. Die Bude war eiskalt, wir heizten mit Holz und Kohle, ohne dass sich die Heizkörper bis gegen Abend erwärmten. Wir schaufelten Wege um das Haus, fütterten die Schweine und Ferkel.
Abends gingen wir nach dem Essen wegen klirrender Kälte in der Wohnung früh ins Bett. Am anderen Morgen war die Heizung warm. Nachdem wir die Tiere versorgt hatten bemerkten wir, dass das Ferkelaufzuchtfutter alle war, bereiteten wir eine Expedition ins Dorf vor, mit dem Ziel, einen Sack „Praemast“ bei der Raiba zu holen. Wir hatten einen Schlitten für den Transport mitgenommen, mussten aber feststellen, dass er völlig ungeeignet war. Da wir auch hier wieder über die Felder gehen mussten, bauten wir bei der Raiba eine Trage und schleppten den Sack so nach Busholm.

Autor Hans-Wilhelm Nielsen

Download
Bericht Nielsen, Hans-Wilhelm.pdf
Adobe Acrobat Dokument 156.8 KB

Passage aus den Erinnerungen von Uwe Oehlert

Unterhalb des Hubschraubers befand sich, an einem Seil befestigt, ein Netz, in dem sich Futtermittel für die Landwirte befanden. Dieses Netz wurde in geringer Höhe fliegend über dem Sportsplatz abgeworfen und alsdann landete der Hubschrauber. Die angelieferten Güter wurden von hier schon wartenden Personen entgegengenommen.

Autor Günter Pieper

Download
Bericht Oehlert, Uwe.pdf
Adobe Acrobat Dokument 141.2 KB

Passage aus den Erinnerungen von Johannes Rehmke

Als Johannes den nahe der ehemaligen Gaststätte Hansen gelegenen Kaufladen mit Lottoannahmestelle erreicht hatte, sagte man ihm, dass die Lottoscheine schon vormittags abgeholt wurden. Enttäuscht, aber auch irgendwie gelassen trat er wieder den Rückweg zum Mofa an. Das Mofa, sein treues Gefährt, sprang problemlos an, doch die Rückfahrt gestaltete sich zunehmend schwieriger, da die Verwehungen weiter angewachsen waren. Kurz vor dem Gehöft von Irma und Erwin Mauderer kam auch das Mofa an seine Leistungsgrenze und gab auf.

Autor Günter Pieper

Download
Bericht Rehmke, Gisela und Johannes.pdf
Adobe Acrobat Dokument 209.0 KB

Passage aus den Erinnerungen von Werner Retzlaff

„Auf dem Firmengelände am Ratsteich angekommen mussten wir uns irgendwie einen Weg zur Werkstatt graben. Schlüssel für diese besaßen Klaus und ich ja. Aber“, so Werner, „die Radlader standen auf dem Betriebsgelände und mussten auch erst einmal freigegraben werden. Gleiches galt für die Zufahrt zur Werkstatt. Als wir nun die Radlader starten wollten, sprangen sie nicht an. Bei den herrschenden Minustemperaturen waren die Kraftstoffleitungen  eingefroren  und die
Batterieleistung reichte nicht zum Starten“. Werner erinnert sich nicht mehr so genau daran, „aber irgendwie haben wir sie dann doch in die Werkstatt holen können“. „Wir hatten nun genug mit dem Auftauen der Kraftstoffleitungen, dem Aufladen der Batterien, dem Wechsel der Filter und dem Auftanken der Fahrzeuge zu tun. Das nahm ganz schön Zeit in Anspruch“, sagte mir Werner.

Autor Günter Pieper

Download
Bericht Retzlaff, Werner.pdf
Adobe Acrobat Dokument 282.9 KB

Passage aus den Erinnerungen von Detlef Schmidt

Da überall auf dem Hof hohe Schneewehen lagen, mussten wir Plätze freiräumen, um den Mist abzulagern. Die Entmistung im Stall war eingefroren, also Handentmistung mit Forke und Schaufel. Zum Glück hatten wir keinen Stromausfall, sodass die Kühe ganz normal gemolken werden konnten, aber wohin mit der Milch? Alle möglichen Behälter wurden in die Milchkammer gebracht, kein Bauer kippt gerne Milch weg.

Autor Detlef Schmidt

Download
Bericht Schmidt, Detlef.pdf
Adobe Acrobat Dokument 142.1 KB

Passage aus den Erinnerungen von Hans Thiesen

Da Hans ein passionierter Jäger über viele, viele Jahrzehnte ist, stellte ich ihm die Frage nach den Auswirkungen des Katastrophenwinters auf Fasanen, Hasen und Rehe in ihrem Naturraum. Er sagte mir, dass es beim Fasanenbestand einen erheblichen Einbruch gab und sich der Bestand auch bedingt durch andere Einflüsse nicht wieder erholt hat. Auch das Rehwild litt sehr unter den vorherrschenden Bedingungen. Bedingt durch ihre doch verhältnismäßig dünnen Beine brachen sie in der Schneedecke ein. Sie versanken und konnten sich oft nicht mehr aus ihrer misslichen Lage befreien und verendeten. Anders sah die Situation bei den Hasen aus. Sie kamen noch am allerbesten mit den Gegebenheiten zurecht. Wenn sich ihr Bestand zunächst ein klein wenig reduzierte, so fand schon nach kurzer Zeit eine Bestandserholung statt.

Autor Günter Pieper

Download
Bericht Thiesen, Hans.pdf
Adobe Acrobat Dokument 182.6 KB

Passage aus den Erinnerungen von Hermann Thomsen

Das erste Treffen des Krisenstabes der Gemeinde fand am Abend des 1. Januar 1979 im Lindenkrug statt. Ihm gehörten neben dem Bürgermeister Ernst Hansen die weiteren 8 Gemeindevertreter an. Von ihnen waren an diesem Abend jedoch nur drei erschienen. Die anderen hatten noch keine Chance, den Lindenkrug zu erreichen. Außerdem gehörten dem Gremium die Schneevögte Werner Freund und Hermann Thomsen sowie der Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr, Erwin Luth, an. Werner organisierte in den folgenden Tagen die Einsätze der freiwilligen Helfer im Südteil und Hermann im Nordteil des Dorfes. Als beratende Person nahm an diesem ersten Treffen auch Werner Retzlaff teil.

Autor Günter Pieper

Download
Bericht Thomsen, Erika und Hermann.pdf
Adobe Acrobat Dokument 200.9 KB

Fotos von der Schneekatastrophe 1978/79

von Alfred Hansen

Passagen aus den Erinnerungen von Erwin Luth

Erwin Luth, der von 1960 bis 1989 Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr in Ellingstedt war, hat 1983 während eines Kuraufenthaltes in Aukrug seine Erinnerungen an die die Schneekatastrophe 1978/79 aufgeschrieben.

Der Schnee fällt in Abständen ganz schön vom Himmel. 20 Stunden später kommt die Meldung, dass der große Milchtankwagen zwischen Peter Frahm und Heinrich Graumann vom Fahrer verlassen ist. Heinz Hermann Hansen und ich fahren mit dem Unimog auf dem Weg bei Erwin Schäfer vor Harro Tams zu der Stelle, wo der Tankwagen liegt. Wir sind ausgerüstet mit einem Abschleppdrahtseil. An der Unglücks-stelle sehen wir kein schönes Bild, aber tatkräftig versuchen wir, den Tankzug rückwärts herauszuziehen. Es ist leider vergebens. Wir fahren nach Hause zu Heinz und trinken eine Tasse Kaffee.

 

Am 31. Dezember werden wir von einer Schneepracht überrascht, die wir kaum gewohnt sind. In meinem Alter habe ich so eine Höhe von teilweise 0,80 bis 1,00 m noch nicht erlebt. Einkäufe beim Kaufmann und beim Bäcker müssen über hohe Schneeberge bewältigt werden. Meine Nachbarn, schon im höheren Alter, können nicht mehr aus der Tür herauskommen. Ich gehe über hohen Schnee hinüber, um Einkäufe für die alten Leute zu machen. 

Noch vor Mitternacht sind wir bei Petersen in Kurburg. Von dort wollen wir mit der Gemeinde Verbindung aufnehmen. Von Kurburg ist ein Anruf nicht möglich. ........ 

Von dort können wir von Groß Rheide kommend Kolonnen der Bundeswehr mit den Lichtern erkennen. Wir haben richtig vermutet. Es sind Panzer. Nun ist für uns die bange Frage, wer von uns wohl als erster die Kreuzung bei Georg Schulz erreichen wird. Die Panzerketten würden uns die Schneedecke so festfahren und uns dadurch schaden.

In den darauffolgenden Tagen haben alle drei Radlader den ganzen Tag zu schaufeln, um die Wege zu den außerhalb gelegenen Gehöften freizumachen. Die Panzerbesatzungen, die in der Nacht zum 3. Januar unser Dorf erreichten, müssen für einige Tage vom Bürgermeister in der Turnhalle untergebracht werden. Nachdem unsere Radlader die Straße nach Jägerkrug bis zum steckengebliebenen Milchauto befahrbar gemacht haben, kommen die Panzer und ziehen den Milch-tankwagen heraus.

 

An einem Mittag gegen 13 Uhr überfliegt der Rettungshubschrauber wiederholt das Dorf. Es ist offensichtlich, dass er etwas Bestimmtes sucht. Das stellt sich nachher so heraus: Petersen gibt es zwei. Der Landeplatz ist auf der Straße vor der Schule. Die Besatzung fragt den ersten nach Petersen. „Ja, die wohnen beim Sportplatz“. Der Hubschrauber ist schon wieder in der Luft. Was sich in der Schnelle für Leute angesammelt haben, ist kaum zu glauben. Da, plötzlich ist der „Rettende Engel“ wieder da. Eine kranke Person ist bei Käthe Petersen. Nach Richtigstellung der Namen und Person wird die Frau auch schon eingeladen. 

Autor Erwin Luth

 

Download
Bericht Luth, Erwin.pdf
Adobe Acrobat Dokument 195.4 KB
Download
Helmut Sethe "Der Katastrophenwinter 1978/79 in Schleswig-Holstein"
Der große Schnee.pdf
Adobe Acrobat Dokument 1.3 MB