Nordfriesische und Eiderstedter Nachrichten

vom 07. Oktober 1970

 

 

Flurbereinigung fast abgeschlossen

 

 Ellingstedt, heute ein Beispiel für andere Dörfer

 

 

Ellingstedt (ki)   Seit einigen Jahren schon läuft in der Gemarkung die Dränage im Rahmen der Flurbereinigung als eine abschließende Maßnahme. Von der Landesregierung werden zur Förderung der Dränung der Landwirtschaft erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt. Zuschüsse für die Dränung gibt es erst, wenn Vorflut gesichert ist. In Ellingstedt trifft das zu. Die Gemeinde hat die Vergünstigungen gut genutzt, denn die Landbesitzer haben nur neu die 10 Prozent Eigenmittel für diese Maßnahme aufbringen müssen. Der Rest der Baukosten wird durch Zuschüsse und Darlehen gedeckt.

Ellingstedt ist mit seiner Dränage gut vorangekommen. Rd. 350 ha wurden bis jetzt im Laufe der letzten Jahre dräniert und damit kulturfähiger und ertragsreicher gemacht. Jetzt stehen noch etwa 60 ha, verteilt in der ganzen Gemarkung zur Dränage als Restmaßnahme an. Noch in diesem Herbst soll sie zur Ausführung kommen, sagte uns der Bürgermeister Heinrich Bauer als Vorsitzender der Teilnehmergesellschaft für die Flurbereinigung.

 

Insgesamt gesehen ist in Ellingstedt die Flurbereinigung abgeschlossen, wenn man davon absieht, daß noch in diesem Herbst als eine Restmaßnahme zwei Wege im Ortsteil Schellund als Anschlußwege an das Flurbereinigungsverfahren Hüsby ausgebaut werden sollen.

 

Es kann nun das Fazit gezogen werden. Im weiten Bereich war Ellingstedt die erste Gemeinde, die mit Mut und Tatkraft damals an das Flurbereinigungsproblem mit den vielschichtigen Schwierigkeiten, insbesondere des Landtausches heranging und dank der Voraussicht von Bürgermeister Bauer und seiner Entschlußkraft meisterte. Es wurden nicht nur für die landwirtschaftliche Erzeugung bessere Bedingungen geschaffen, sondern darüber hinaus auch für das tägliche Leben der Bevölkerung.

 

Um heute Landwirtschaft rationell zu betreiben, sind mehrere Faktoren und davon gingen die Überlegungen für die Flurbereinigung aus: ein befestigtes Wegenetz, daß die Feldstücke auf kürzesten Wegen an die Hofstellen anschließt, ein ausgebautes Gewässernetz, das alle Feldstücke ordnungsgemäß entwässert, möglichst große Feldstücke mit parallelen Grenzen, die eine rationelle Anwendung von Maschinen ermöglichen, alle sonstigen landeskulturellen Maßnahmen, die geeignet sind, die Ertragsfähigkeit der Böden zu verbessern, wie die noch durchzuführende Restdränung, Ortssteinlockerung, Windschutz, Tiefumbruch u. a. m. Diesen Forderungen können zwar Einzelmaßnahmen, wie Wegebau und Aufstockung nach dem Grünen Plan, Entwässerungsvorhaben innerhalb von Wasser- und Bodenverbänden, Dränungen vom Hofe aus, durchaus gerecht werden, in ihrer Gesamtheit und als planvolles Ganzes mit optimalem Erfolg sind sie aber nur im Rahmen der Flurbereinigung zu erfüllen, die die einmalige Gelegenheit bot, ein allen Ansprüchen genügendes systematisches Wegenetz planvoll auszubauen. Es darf nicht übersehen werden, daß auch nach der Flurbereinigung die Grundbesitzverteilung sich weiter wandeln wird, doch das ausgebaute Wege- und Gewässernetz bleibt für sehr lange Zeit erhalten. Die Aussiedlung aus beengter Dorflage vervollständigte das Bild eines weitgespannten Flurbereinigung-Programms.

 

Heute, nach der Flurbereinigung, bietet sich dem Besucher in Ellingstedt eine Gemeinde dar, die das Problem schlechter und uferloser Wirtschaftswege, zerrissener Ländereien und beengter Höfe nicht mehr kennt. Die ewigen Überschwemmungen der Ländereien gehören der Vergangenheit an. Viele neue schmucke und moderne Aussiedlungen an den Dorfrändern sind Ausdruck des großen Strukturwandels, der sich in der Gemeinde in den letzten Jahren vollzogen hat. Sie gehört zu den ersten Gemeinden im Kreisgebiet, die die Flurbereinigung zum Wohle aller beendete. Mit der Flurbereinigung wird der Name Heinrich Bauer immer verbunden sein. Er war der Motor und die treibende Kraft, auch das Beispiel für viele nachfolgende Gemeinden. Er war es auch, der die oftmals unüberwindlichen Schwierigkeiten meisterte. Über Jahre hinaus gingen die unzähligen Verhandlungen im Widerstreit der Meinungen und Auffassungen, doch das Ziel wurde nie aus dem Auge verloren. Nur der Sachkenner kann ermessen, welch ein großes Werk in der Gemeinde durch Zusammenwirken der örtlichen und überörtlichen Stellen, insonderheit des Heider Kulturamtes, geschaffen wurde.